DDR – Wortschatz / Redewendungen

Die ehemalige DDR löste sich 1989 erst langsam und mit dem 3.10.1990 – der Tag der „Wiedervereinigung“ – endgültig auf. Aber bis in die Gegenwart hinein gibt es Überbleibsel, sei es in Form der Architektur (Plattenbauten), Alltagsgegenstände und Produkte z.B. Spee, Fit, Verkehr (Ampelmännchen) oder in der Deutschen Sprache. Legendäre Missverständisse gab es beim Aufeinandertreffen von Ost- und Westdeutschen – speziell in der Wendezeit (um 1990), dann gab es Verständigungsprobleme zum Beispiel mit der Zeit, ist Dreiviertel Neun jetzt 8:45 Uhr oder 9:45 Uhr?

Symbolbild DDR Familie Staatsratsgebäude
Symbolbild DDR Familie Staatsratsgebäude

Wortschöpfungen – made in GDR

In den knapp 40 Jahren DDR wurden viele Wortschöpfungen aus der Taufe gehoben – englische Wörter sollten ja weitestgehend vermieden werden. Schließlich wollte man sich abgrenzen und der Sozialismus war ja sowieso besser;o) Aber die Wörter sollten verständlich sein und das waren sie zumeist auch. Die Erweiterung des „DDR-Wortschatzes“ war nicht nur von Oben diktiert worden, denn Sprache lebt, so waren teilweise auch (lustige) Eigenschöpfungen des Volkes dabei wie: Arbeiterschließfach, Erichs Lampenladen oder die Rennpappe. Heute klingen all diese Wörter/Redewendungen teilweise immer noch verständlich und nachvollziehbar – haben zudem teilweise eine humoristische Attitüde.

Eine kleine ausgewählte Sammlung von DDR-Wörtern / Abkürzungen / Redewendungen führen wir im folgenden Abschnitt auf:
(Ergänzungen können gerne per Kommentarfunktion vorgenommen werden)

  • Aktendulli – Heftstreifen
  • Aktivist – vorbildlicher Werktätiger
  • Aluchips – Kleingeld (DDR Münzen waren tatsächlich aus Aluminum)
  • Ambu/Ambulatorium – mehrere Fachärzte in einem Haus -> nur ambulante Behandlung
  • Antifaschistischer Schutzwall – Mauer/Grenze zur BRD speziell auch die Berliner Mauer
  • Arbeiterschließfach – Scherzhaft für kleine Plattenbauwohnungen
  • Arbeiter-und-Bauern-Staat – so war das Selbstbild/-bezeichnung der DDR
  • Bonzen – Begriff für die reichen Parteifunktionäre
  • Bückware / B-Ware – Ware nur auf Nachfrage (symbolisch unter dem Ladentisch), meist gegen Westgeld und/oder nur für Bekannte/Freunde/Familie
  • Broiler – Brathähnchen (auch im Finnischen Wortschatz à broileri)
  • Brigade – (kleine) Arbeitsgruppe
  • Datsche – aus dem Russischen übernommen und bedeutet Wochenendlaube
  • Deli(kat)-Geschäft – Feinkostladen und hochwertige Lebensmittelwaren z.B. Ananasdosen, Nudossi
  • Der Schwarze Kanal – Propagendasendung, Kommentierung des Westfernsehens/den Westalltag aus sozialistischer Sicht
  • Erdmöbel – Sarg
  • Erichs Lampenladen – bekannter Spruch für den Palast der Republik
  • Eule / Ferkeltaxe / Sandmännchenzug – Spitzname für Schienenbusse/Triebwagenzüge bei der Deutschen Reichsbahn (DR-Baureihe VT 2.09)
  • FDJ – Kurzform für „Freie Deutsche Jugend“ – der einzige anerkannte sozialistische Jugendverband in der DDR
  • Forumschecks – Zahlungsmittel für DDR-Bürger im Intershop (mussten zuvor West-DM in der Bank gegen Forumschecks umtauschen)
  • Frösi – „Fröhlich sein und singen“ -> DDR Kindermagazin
  • Haushaltstag – ein zusätzlich freier Tag pro Monat für vollbeschäftige Frauen (Hinweis: Urlaubstage waren wenig in der DDR)
  • Horch und Guck – nette Umschreibung für die Staatssicherheit/Stasi
  • Intelligenzrente – Zusatzrente für Werktätige in der Volksbildung
  • Intershop – Läden mit Westware bzw. Bezahlung nur mit West-DM oder Forumschecks
  • Jägerschnitzel – panierte Jagdwurstscheibe (einfache DDR Variante vom Wiener Schnitzel)
  • Kaufhalle – Supermarkt (zumeist HO-Läden oder Konsum)
  • Ketwurst – DDR-Variante des Hot-Dogs, allerdings ist die Wurst komplett von Teig ummantelt (Tipp: Am S/U-Bahnhof Schönhauser Allee in Berlin gibt es leckere Ket(t)wurst)
  • Kinderkombi – Tagesstätte für Kinder mit Krippe und Kindergarten
  • Kumpeltod – 32% Trinkbranntwein für DDR-Bergarbeiter
  • Lila Drache – Spitzname für Margot Honecker (Ehefrau von Erich Honecker)
  • Linoleum – allgemeiner Begriff für den verwendeten Kunstbelag (mit dem tollen „Reinigungsmittel“)
  • Manöver Schneeflocke – sportliche Pioniernachmittage im Gelände – Anfang des Jahres
  • Niethose – Jeans
  • Palast der Republik – ein nicht mehr existentes Gebäude in Berlin-Mitte, heute: Neubau des Stadtschlosses (Artikel)
  • Poliklinik – Stadtkrankenhaus (immer noch sehr verbreitet in den osteuropäischen Staaten)
  • Polylux – Overheadprojektor
  • Plaste – Plastik (bekannter Spruch: Plaste und Elaste aus Schkopau)
  • Protokollstrecke – Route für Staatsgäste (vom Flughafen zum Ziel), Route von Wandlitz zu den Regierungsgebäuden in Ost-Berlin
  • (Renn-)Pappe – Trabant (das gängige schnelle Fortbewegungsmittel)
  • Russenmagazin – Geschäft mit russischen/sowjetischen Produkten
  • 1/2/3-Raumwohnung – Anzahl der Zimmer (neben Bad/Küche/Flur) in einer Wohnung
  • Schallplattenunterhalter – DJ
  • Schulunterricht – Abkürzungen
    • UTP – Unterricht in der Produktion
    • ESP – Einführung in die Sozialistische Produktion
    • PA –  Produktive Arbeit
  • SERO – Kurzfrom für VEB Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung -> Altstoffsammelannahmestellen u.a. für Glas/Papier gegen Geld
  • Spitzbart – Kosename für Walter Ulbricht (von 1950 bis 1971 Vorsitzender des Zentralkomitees der SED)
  • Sputnik – abgeleitet vom ersten (russischen) Satellit -> Bezeichnung für die Bahnen der Deutschen Reichsbahn, welche um West-Berlin herum fahren mussten
  • Stasi – Kurzform für die Staatssicherheit -> Nachrichtendienst und Geheimpolizei der DDR
  • Subbotnik – abgeleitet aus dem Russischen für Samstag und war der Begriff für ein freiwilliger Arbeitseinsatz am Samstag
  • Sudel-Ede – Kosename für Karl-Eduard von Schnitzler – Autor/Moderator vom „Der schwarze Kanal“ (siehe dort)
  • Tal der Ahnungslosen – Sachsen / Region um Dresden gemeint weil sie kein Westfernsehen hatten
  • Tränenpalast – ehemalige Ausreisehalle für DDR-Bürger zu Fuß nach West-Berlin am Bhf. Friedrichstraße (Artikel)
  • Wandzeitung – Pinnwand
  • Winkelement – Fähnchen (sehr oft bei Aufmärschen verwendet)

 

Wer mehr über die DDR erfahren möchte, dem seien folgende Links empfohlen:

Palast der Republik DDR - 2005
war ein temporäres DDR – Überbleibsel: da stand er noch, der Palast der Republik DDR im Jahre 2005 (schon teilweise entkernt/zurückgebaut)

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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10 comments

  1. „Aktivitist“? Ganz sicher? *ggg*

  2. Nostalgisch 😉

  3. Ein Wort fällt mir noch spontan ein – Dederon = Perlon ein Kunststoff bekannt aus den guten alten Kitteln

  4. Kurz nach der Wende beim Studium haben die Kommilitonen immer von „Dreisatz“ gesprochen und ich hatte keine Ahnung was gemeint war, kein Wunder wir im Osten haben immer von „über Kreuz Malnehmen“ gesprochen aber das gleiche gemeint und gerechnet.

    • Du lügst, auch zu DDR Zeiten war Mathematik gleich Mathematik, der Dreisatz wurde überall an den Schulen gelehrt, wo bist Du zur Schule gegangen

  5. – Anbauwand = Schrankwand

    – „Wieviel Uhr ist es?“ „Um.“ = volle Stunde

    Fahrerlaubnis = Führerschein

    Kollektiv = Belegschaft, Kollegen

  6. Fleppen = Führerschein

    Genosse

  7. „Mode“ sein habe ich manchmal gehört, was bedeutet das genau, ich vermute so etwas wie „interessant sein“ glaube ich, gibt es jemanden der es genauer beschreiben kann?
    Danke

  8. Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in den DDR-Wortschatz und die damit verbundenen Redewendungen! Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Sprache im Laufe der Geschichte entwickelt und wie bestimmte Begriffe und Ausdrücke bis heute Bestand haben.

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