Digital Masterminds: „Manipulation oder Emotionsmaschine? – Wie Virtual Reality den Journalismus verändert“

Am 23.02.2016 diskutierten Julia Leeb („Kriegsjournalistin“), Daniel Domscheit-Berg (früherer Wikileaks-Sprecher und Autor), Lorenz Matzat (Autor) und Bernhard Pörksen (Medienwissenschaftler) zusammen mit der Moderation Anja Heyde im BASE_camp über Virtual Reality und die Auswirkungen auf den zukünftigen Journalismus. Den Anfang machte Julia Leeb mit einem Intro zu Medien und Manipulation.

Sie beginnt mit der Macht der Medien und dass mittels Manipulationen es zu falschen Wahrnehmungen kommen, welche wiederrum politisch-gesellschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen kann. Dabei fiel ein fast weltumspannender-philosophischer Satz, der aufmerksam vom Publikum aufgenommen wurde: Sie hat auf all Ihren bisherigen Reisen „keine Feinde“ gesehen. Während die klassische fotographische Journalistenschule noch die Oberhand behält, begrüßt Sie die schon selbst erprobte neue Virtual Reality – Technik, weil es zu einer Veränderung der Wahrnehmung führen kann vom „Fern-Sehen“ zum „Fern-Sein“. Der Betrachter sieht keine Ausschnitte mehr sondern fühlt sich mittendrin mit der Hoffnung ein besseres Gesamtbild eines Ortsgeschehens zu haben.

basecamp digiminds 23.02.2016 - Diskussionsrunde
basecamp digiminds 23.02.2016 – Diskussionsrunde

Die weiteren Gäste stimmten überein, das VR auf dem Vormarsch ist und es neue Anwendungen geben wird mit teilweisem großen Potential. Es folgte aber auch der Einwurf, das kommerzielle Interessen – Stichwort Facebook und Oculus Rift –  einen großen Raum einnehmen werden, gepaart mit der Sehnsucht nach Unmittelbarkeit und Emotionen für den Endkunden/Benutzer. Es werden (virtuelle) Reisen zu Orten möglich sein, welche räumlich / zeitlich und vielleicht auch wegen dem knappen Geld sonst nicht möglich wären. Im Bereich Entertainment werden schon Spiele entwickelt oder auch das Steuern von Drohnen inkl. Wettrennen gehört dazu.

Ein wichtiger Punkt schien der Aspekt „Manipulation“ zu sein. Per se ein schlechtes Wort, aber wie soll der Betrachter eines Bilder unterscheiden ob Echt oder Fälschung und das in einer schnell-lebigen Gesellschaft. Es ist auch kein Thema was uns erst seit kurzem betrifft, manipuliert wird schon immer, so die Teilnehmer der Diskussionsrunde. Es folgte von Frau Leeb der Vorschlag, den Umgang mit Medien frühzeitig als Schulfach zu etabilieren, dem stimmte auch Domscheit-Berg zu und verwies darauf, das es für alle relevant wäre eine Medienkompetenz aufzubauen.

In diesem Manipulations-Kontext wurde auch das Schlagwort „Emotion“ bemüht, wir lesen und konsumieren täglich Dinge, welche idealerweise positive Emotionen hervorrufen und wiederholen dies dann. Auch Virtual Reality kann durch die realitische Nähe Emotionen hervorrufen, sei es Freude und Entspannung bei dem Anblick eines schönen Karibik-Strandes oder Beklemmung bei einem Vulkanausbruch oder kriegsähnlichen Auseinandersetzungen.

Positiv bei dieser Veranstaltung ist anzumerken, das der trotz noch schwer zu fassenden Thematik den Gästen die Möglichkeit geboten wurde, in die Virtual Reality einzutauchen. Dafür musste man sich eine mittelmäßig klobige aber schicke Brille aufsetzen und konnte vorbereitete Filme abspielen. Die Filme sind Real-Filme und wurden mit einer 360 Grad Kamera aufgenommen. Mit dem Blick durch die Brille ist man in der Lage in alle Richtungen des dargestellten Ortes (aus dem Film) aus der Ich-Perspektive zu schauen und der Film läuft dabei weiter, halt in Echtzeit. Die ausgewählten Orte waren das Krisengebiet Kongo und die Flüchtlingsinsel Lesbos sowie der Pariser Platz in Berlin zur Schweigeminute (Paris-Attentat) und auch das Basecamp wurde visualisiert.

Fazit: Eine gelungene Diskussionsrunde zu einem Thema mit einer sehr großen Bandbreite aber der Anfang ist gemacht, genauso wie die 3D/360-Technik langsam den Kinderschuhen entwächst. Im Bereich Reisen und Entertainment lassen sich schon sinnvolle Einsatzgebiete erahnen, in Bezug auf Krisenjournalismus ist der Autor dieses Artikels noch ein bisschen skeptisch, kommt die Krise zum Kamera-Setting oder umgekehrt und wie authentisch ist die ganze Szenerie – wenn bewußt gefilmt wird. Mal schauen, was die Zukunft bringen wird…Weitere Veranstaltungen mit Schwerpunkt „Digitale Welt“ finden regelmäßig im BASECAMP statt, Nähe S-/U-Bhf Friedrichstraße. Kostenlose Teilnahme bei Registrierung.

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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