Mauerfall – Zeitungsberichte vor 25 Jahren – 10/11/12.11.1989

Der Mauerfall speziell in Berlin vor genau 25 Jahren, am 9.11.1989 besaß eine unglaubliche politische und gesellschaftliche Dimension mit entsprechenden Folgewirkungen. Was in den nächsten Tagen / Wochen / Monaten passieren würde, wusste keiner so genau, erst mal war überall eine überschwängliche Freude zu spüren. Wir haben einen Blick zurück gewagt, mittels tagesaktueller Zeitungen der damaligen Zeit.

Tagesspiegel - Extrablatt Ausgabe 10.11.1989
Tagesspiegel – Extrablatt Ausgabe 10.11.1989

Der Tagesspiegel kommt am 10.11.2014 mit einem vierseitigen Extrablatt, bedingt durch einen späteren Redaktionsschluss. Zu sehen war ein großes Titelbild mit der Schlagzeile „Die Nacht der offenen Grenzen in Berlin“ auf der Hauptseite. Auf den Innenseiten, Bilder von den Grenzübergängen, Menschen welche vor Freude Ihren Tränen freien lauf lassen und unzählige Umarmungen. Der „reguläre“ Tagesspiegel von diesem Tage kommt fast klassisch daher regulären Meldungen u.a. es gibt neue Reisebestimmungen für DDR-Bürger. Im Innenteil befinden sich Berichte und Stimmungen zu den Veränderungen der letzten Wochen in Osteuropa. Der regierende Bürgermeister von Berlin-West – Walter Momper – hat unterdessen schon die Losung ausgegeben, das Berlin wieder denken muss wie „eine Stadt mit normalen Hinterland“ aufgrund der aktuellen Entwicklungen. Auf der dritten Seite kommt es schon zu Spekulationen über Deutschlands Zukunft, angefacht von Diskussionen bei den Engländern, welche seit Jahrhunderten fast pflichtbewusst ein wachsames Auge auf Deutschland und den Rest der Welt haben.

Die Wochenendausgabe der Berliner Zeitung (Berlin-Ost) kommt noch zwiespältig daher. Auf der linken Seite der Hauptseite sagen „150.000 Berliner JA zum Aktionsprogramm der SED“,  der Reformbedarf ist anerkannt aber die SED sollte die Hauptrolle spielen wie es die folgenden Schilder bezeugen: „Lieber rot als farblos“ / „Nur mit der SED in die Zukunft“. Auf dem rechten Teil der Hauptseite, der andere Artikel mit „Hunderttausende DDR-Bürger schauten sich Westberlin an“ und den Untertiteln „Ein denkwürdiger Tag“ / „Die meisten kommen zurück“ / „Vertrauen wächst wieder“. Schön zu lesen ist auch: „Seit Jahren aufgestaute Reiselust brach spontan durch, als die neue Regelung der Regierung bekanntgegeben wurde“ – im weiteren Verlaufe des Texte ist die Rede von den anfänglichen Schwierigkeiten und das es lt. dem damaligen Innenminister Dickel keine vorübergehende Regelung sei, diese neue Reisebestimmung.

Berliner Zeitung - Ausgabe 11/12.11.1989
Berliner Zeitung – Ausgabe 11/12.11.1989

Auf den weiteren Innenseiten der Berliner Zeitung wird von der 10. Tagung des Zentralkomitees der SED berichtet. Mit den Losungen – für den sozialistischen Rechtsstaat – umfassende Wirtschaftsreform – Förderung und Achtung der Wissenschaft – Reform des Bildungswesens. Auf Seite 6 kommen O-Töne von DDR-Bürgern am Grenzübergang Bornholmer Strasse: „Jetzt sind wir stolz drauf, DDR-Bürger zu sein“, „Schreiben Sie auf, daß wir einen Ausreiseantrag zu laufen haben. Wenn das so bleibt, bleiben wir hier.“, „Kneif mir ma, ick gloob, ick träume“.  Die Seite 8 sticht mit einem Artikel hervor, bezogen auf die Aussage von einem Sprecher der UdSSR, das die neue Reiseregelung der DDR ein souveräner Akt der dortigen Regierung sei. Ungewohnte Worte, 10 Jahre und früher hätte es wohl anders ausgesehen.

Zu guter Letzt schauen wir noch auf die „Bild am Sonntag“, welche wie gewohnt Sonntags erschien, diesmal am 12.11.1989. Groß und in Farbe leuchtete der Aufmacher: „Ganz Deutschland feiert“. Auf den nächsten Innenseiten geht es freudig weiter: „Ganz Berlin ist eine Party – in Kneipen ging das Bier aus. Es folgen weitere Kurzartikel zu den Massenansturm von DDR-Bürgern in Berlin und West-Deutschland, u.a. gab es viele belegte Parkplätze mit DDR-Autos, in Hannover ging es zum Griechen und fast ein Klassiker: der Einkauf von Südfrüchten. Mit traurigem Hintergrund kommt auch ein 75jährige Mutter zu Wort: „Jetzt ist der Tode von meinem Peter wiedergutgemacht“, dieser starb am 17.08.1962 beim Fluchtversuch beim Checkpoint Charlie. In weiteren Artikeln folgen weitere Aussagen wie von Otto Graf Lambsdorff:  „Mauer und Todesstreifen werden bald verschwinden“, wirtschaftlich gesehen äußerte sich Herrhausen von der Deutschen Bank: „DDR in fünf bis zehn Jahren auf West-Niveau“.  Das Geschichte nicht berechenbar ist – steht auf einem anderen Blatt…

Bild am Sonntag - Ausgabe 12.11.1989
Bild am Sonntag – Ausgabe 12.11.1989

Die Zeitungen wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von:
historische-zeitungen.de

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

Check Also

Nickelmannbrunnen Damals

Aus der Brunnenanlage am Nollendorfplatz sprudelte Wasser in einen Rosenteich

Heute erinnert am hektischen Verkehrsknotenpunkt Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg nur noch ein kleiner versteckter Brunnen unter …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.