Ein Bunker mitten in Berlin – Ein Besuch der Kellergewölbe der Polizeidirektion Keibelstraße

Das große Gebäude der Polizeidirektion Keibelstraße / Bernhard-Weiß-Straße in der Nähe vom Alex sieht nach außen hin nicht besonders aus. Im Inneren verbirgt sich jedoch einiges: Ein altes DDR-Polizeigefängnis und ein Bunker aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges.

Das Grundstück an der Keibelstraße wurde 1928 durch den Karstadt-Konzern gekauft. Das „Haus der tausend Fenster“ diente ab 1932 als neue Hauptverwaltung mit Lagerräumen. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten kann Karstadt das Gebäude jedoch nicht halten. Nächster Nutzer war von 1936 – 1945 das Statistische Reichsamt mit 5.000 Beschäftigten. 1944 durch den Krieg ziemlich zerstört, wird das Gebäude schließlich von den Sowjets beschlagnahmt, umfangreiche Aufräum- und Aufbauarbeiten finden statt. 1948 – 1990 dient der Gebäudekomplex als Sitz des Ost-Berliner Polizeipräsidiums. Inzwischen befindet hier neben der Polizei u.a. auch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

Aber zurück zum Bunker. Dieser entstand in den 1930er Jahren zunächst als klassischer Luftschutzkeller, zuerst unter der Bernhard-Weiß-Straße (früher Otto-Braun-Straße). Das Statistische Reichsamt lagerte hier Material und Akten und es gab einige massige Tresore. Bei Luftangriffen im Mai 1944 wurden jedoch große Teile zerstört, 26 Menschen kamen dabei ums Leben. Im Juli 1944 begann man mit dem Bau von bombensicheren Schutzräumen unter Einsatz von Zwangsarbeitern. Hierzu füllte man Teile des Erdgeschosses des Gebäudes an der Keibelstraße mit Beton auf – so entstand eine Bombendecke mit einer Stärke von 3,50 Meter. Heute ist im Innenhof des Gebäudes an der Außenfassade noch genau zu sehen, wo diese Betondecke entlang läuft. Als kurioses Überbleibsel dieser Aktion verschwindet im Inneren ein Treppengeländer im Fußboden. Die Bunkerräume sollten 2.400 Menschen Schutz bieten. Fertig gestellt wurde der Bunker allerdings nie.

Nach dem Krieg diente der Bunker der Volkspolizei der DDR zum Teil als Notfall- und Einsatzzentrale. Teile davon sind noch im Bunker vorhanden. Ansonsten sind die Räume recht leer. Hier und da findet man noch Reste von Materialien zur Instandsetzung – Farbeimer, Baumaterialien usw. Keiner kümmert sich drum, liegt ja alles gut verwahrt in irgendwelchen Kellerräumen, die ohne weiteres nicht zugänglich sind. Wer sich den Bunker mal ansehen möchte, muss auf besondere Aktionen hoffen, wie z.B. den Tag des offenen Denkmals.

Hier noch eine kleine Fotogalerie, wie es im Inneren aussieht:

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War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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  1. Guten Tag,
    Mich trifft fast der Schlag!Ich bin mir sehr sicher,das ich das kleine Männchen mit dem Spruch,ich beobachte Sie schon eine ganze Weile,gemalt habe.Und zwar im Mai 1983.Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in der UHA Keibelstrasse wegen versuchten ungesetz.Grenzübertritt Paragr.213
    Nach etwa endlosen dreiwöchigen Aufenthalt wurde ich per Zug nach magdeburg,und dann nach JHA Halle verfrachtet.Die Zeit in der Keibelstrasse war sehr schwer und unerträglich für mich!

    Mit freundlichen Grüßen
    Mario Tang

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