Nachlese: Kiezoper im Stattbad Wedding

Ein Opernabend in einem alten Schwimmbad? Na wo gibt’s denn sowas? Natürlich nur in Berlin! 🙂 Ort des Geschehens des Stückes „Insanity“ war am vergangenen Freitag und Samstag das Stattbad in Wedding. Gut beraten war, wer sich im Vorfeld Tickets besorgt hat – die letzten Reste an der Abendkasse waren schnell vergriffen. Drinnen sah man noch die alten Schilder des alten Stadtbades: Schwimmbad hier lang, da die Sauna, usw. Zwischen „Stiefelgang“ und „Barfussgang“ wird jetzt allerdings nicht mehr unterschieden – keiner  muss sich mehr die Straßenschuhe ausziehen, um ins Innere zu gelangen.

Das alte Schwimmbad ist ein abfallendes Becken. Erst heißt es anstehen, noch darf keiner in das Becken hinein. Also Zeit, sich an der Bar noch etwas Trinkbares zu besorgen. An die hintere Beckenwand wird schon fleißig projiziert: eine Frau im Wasser ist zu sehen. Dann irgendwann heißt es Plätze sichern. Das Schwimmbecken ist schnell gerammelt voll, genauso wie die Galerie. Statt Opernsessel ist sitzen auf Bodenfliesen oder stehen angesagt. Und auch „Opernoutfit“ sucht man vergebens – jeder kommt so, wie er sich wohl fühlt.

Dann geht’s los. Ein Barockorchester spielt live die Anfangsmusik, ein Kommentator führt uns kurz in den Hintergrund des Stückes ein. Die ersten Sänger/Schauspieler betreten die „Bühne“, indem sie sich ihren Weg durch das Publikum an den hinteren Beckenrand bahnen. Und schon geht’s los – die „Verrückten“ beherrschen die Szene bzw. das „Irrenhaus“. Schnell ist man gefangen von der besonderen Stimmung des Ortes, dem Geschehen und den tollen Stimmen der 23 Sänger und Künstler aus 12 Nationen – darunter auch Opernsänger der Berliner Staatsoper. Zur Musik von Händel, Vivaldi, Bach und Monteverdi gibt es englische und deutsche Opernstücke. Nach etwas mehr als 1 Stunde ist der Zauber vorbei. Ich bin mir sicher – nächstes Jahr bin ich auch wieder mit dabei, wenn die Kiezoper zum dritten Mal stattfindet.

Angefangen hat übrigens alles durch die Idee von 2 Briten in Berlin: Opernsängerin Rowan Hellier (29) und Illustrator Alex J. Eccleston (26). Die beiden wollen versuchen, mal ein anderes Publikum für die Oper zu begeistern. Die erste Kiezoper, „Dido und Aeneas“, fand letztes Jahr in der „wilden Renate“ in Friedrichshain statt, damals kamen 1.400 Leute.

Hier noch ein paar Snapshots vom Abend des Geschehens:

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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