Fundstück: Baumhaus an der Mauer

Heute haben wir für euch ein ziemlich kurioses Fundstück: Das „Baumhaus an der Mauer“ in der Nähe des Bethaniendammes in Kreuzberg, gleich neben der St. Thomas-Kirche. Auf den ersten Blick sieht es etwas aus wie gewollt und nicht gekonnt – ein Baum ragt mitten aus der Hausmauer, das Grundstück ist mit Bauzäunen abgegrenzt und überall liegt allerlei „Krempel“ herum. Ein Baumhaus ist es eigentlich auch nicht, das ganze sieht eher wie ein kleines Häuschen aus einem Schrebergarten aus.

Die Geschichte, die hinter diesem Haus steckt, ist jedoch ziemlich kurios und ich glaube einmalig in Berlin. Dieses kleine Grundstück war zur Zeiten der Teilung Berlins ein Grünstreifen im Niemandsland – offiziell gehörte es zur DDR, lag aber hinter der DDR-Mauer und war somit für West-Berliner zu erreichen. Der türkischen Einwanderer Osman Kalin kam 1983 auf die Idee, diese ca. 350 qm große Stelle als Kleingarten zu nutzen und baute allerhand an, irgendwann kam auch eine zunächst eingeschossige Hütte dazu – das Ganze mit offizieller Genehmigung der DDR. Einzige Auflage: Die Hütte durfte nicht höher als die Mauer sein.  Selbst Sonnenblumen, die zu hoch wuchsen, wurden „geköpft“.

So ging alles seinen Gang. Kalin teilte sich das Grundstück irgendwann mit seinem Nachbarn Mustafa Akyol, mit dem es aber nach zunächst friedlichem Beisammensein zu handfesten Auseinandersetzungen kam. Jetzt trennt ein Maschendraht beide Parteien.

Nach der Wiedervereinigung hatte Kalin Angst um sein Grundstück – erhielt jedoch nach beharrlichen Kämpfen ein Sondernutzungsrecht und stockte seine Hütte auf.  Er legte sich sogar eine  imaginäre Postanschrift zu: „Bethaniendamm Nr. 0, Berlin 10997“ – jetzt „Baumhaus an der Mauer“.

Heute wird das „Baumhaus an der Mauer“ als Touristenattraktion von vielen Berlin Besuchern staunend betrachtet.

Baumhaus an der Mauer - Berlin-Kreuzberg
Baumhaus an der Mauer – Berlin-Kreuzberg

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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One comment

  1. So weit ich weiß, geht diese Geschichte noch weiter: Da Kalin das Grundstück offiziell eigentlich nicht hätte behalten dürfen, griff er zu einem trickreichen Plan: Er bat die Kirche nebenan, Besitzanspruch auf das Gundstück zu erheben – denn dann darf das Grundstück nicht mehr von staatlicher Seite belangt werden. Gesagt, getan – und es hat auch funktioniert. Mit Sicherheit kann ich allerdings nicht sagen, ob diese Erzählung war ist – vielleicht bedarf es hier einfach einer kurzen Nachfrage bei der Kirche oder bei Kalin selbst.

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