Ein multikulturelles Zentrum – Die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg

Früher wurde hier eifrig Bier gebraut, heute gibt’s  Kultur für Berlin in der Kulturbrauerei im Kollwitzkiez des Prenzlauer Bergs. Ob Kino, Club, Theater oder Konzerte, Restaurants oder Bars, Fitnesscenter, Zumba oder asiatische Kampfkunst, Silvester-Feier oder Weihnachtsmarkt – all das und noch viel mehr gibt es auf dem Gelände der alten Schultheiss-Brauerei.

Die Kulturbrauerei gehört zu einem der wenigen gut erhaltenen Berliner Industrie-Architekturdenkmälern aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Auf dem 25.000 qm großen Areal stehen über 20 Gebäude.

Skulptur „Adam“ und „Eva“ von Rolf Biebl (1986/1988)

1842 erfolgte die Grundsteinlegung durch den Apotheker August Heinrich Prell, 1853 wurde die Brauerei nach dem Tod von Prell durch Jobst Schultheiss übernommen. Obwohl dieser nicht wirklich Erfahrungen mit dem Bierbrauen hatte, wurde er bald zu einem der bedeutendsten Berliner Bierbrauer seiner Zeit – und das bei damals schon über 40 Berliner Brauereien. 1864 verkaufte er den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen, der Name der Brauerei blieb jedoch erhalten. Durch die Fusion 1891 mit dem bis dahin größten Konkurrenten in Berlin wurde die Brauerei die größte Deitschlands, durch eine weitere Fusion entstand 1920 die weltgrößte Lagerbierbrauerei mit dem Hauptsitz in der Schönhauser Allee.

Während des 2. Weltkrieges wurde die Brauerei 1937 zum „Nationalsozialistischen Musterbetrieb“ ernannt und bald auch als Wehrwirtschaftsbetrieb geführt. Ab 1941 wurden polnische und französische, später auch italienische Kriegsgefangene eingesetzt. In den Tiefkellern bauten seit 1942 ukrainische Zwangsarbeiterinnen „kriegswichtige“ Nachrichtengeräte für die Telefunken AG zusammen. In den letzten Kriegstagen 1945 verschanzten sich in den Tiefkellern hochrangige Militärs. Zeitweise sind bis zu 1.000 Soldaten auf dem Gelände, die im Hof zahlreiche Deserteure und Anwohner, die die weiße Fahne gehisst hatten, erschossen.

Die LIEBE - Buchstaben im Innenbereich des Kulturbrauerei-Areals
Die LIEBE – Buchstaben im Innenbereich des Kulturbrauerei-Areals

Die Gebäude der Brauereien wurden durch den Krieg nicht wirklich beschädigt. Der Tiefbrunnen der Brauerei diente der Bevölkerung von Prenzlauer Berg von 1945 – 1954 als einzige Wasserquelle. Von 1945 – 1967 wurde der Brauereibetrieb wieder aufgenommen. 1970 eröffnete der legendäre Franzclub. Den Namen „Kulturbrauerei“ trägt das Gelände seit 1991. Von 1998 – 2000 wurde es aufwändig und denkmalgerecht saniert. Die ursprünglichen Gebäudestrukturen wurden weitestgehend beibehalten, alte Fassadenschriftzüge restauriert. So erinnern noch heute die „Flaschenbierhalle“ oder der „Heuboden“ an ihre ursprüngliche Nutzung.

Das Programm zur Kulturbrauerei könnt ihr hier finden.

 

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

Check Also

Symbolfoto (Bild von Sabine van Erp auf Pixabay)

Alt werden in Berlin

Das Altern in Berlin kann je nach den individuellen Umständen und Bedürfnissen der Person sehr …

One comment

  1. Ich liebe die Kulturbrauerei. Wie oft ich schon in der alten Kantine versackt bin. Am 15. Dezember steht wieder die Vandit Night an. Auf jeden Fall zu empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.