Der alte Berliner Garnisonsfriedhof in Mitte

Der alte Berliner Garnisonsfriedhof in der kleinen Rosenthaler Straße ist eine Oase der Ruhe mitten in Mitte. Die recht weit auseinander stehenden  Grabmäler sind sehr schön, Bänke laden zum Verweilen ein. Der Garnisonsfriedhof ist der älteste noch erhaltene Militärfriedhof Berlins und wurde ursprünglich 1705 außerhalb der alten Berliner Stadtbefestigung gegründet. Innerhalb des Friedhofs gab es einen Bereich für die „normalen“ Soldaten und einen für die Offiziere. Der größere Soldatenfriedhof, früher Gemeinenfriedhof genannt, war nur durch einen Bretterzaun eingegrenzt und bestand vorwiegend aus einheitlichen Reihengräbern. Der westliche Offiziersfriedhof war von Anfang an mit einer festen Mauer umgeben.

1854 ordnete das Kriegsministerium an, die Verstorbenen des Garnisonlazarettes nicht mehr auf dem Gemeinenfriedhof, sondern auf dem Invalidenfriedhof zu bestatten. Die Eröffnung zweier neuer Friedhöfe in der Hasenheide und im Wedding führte zudem dazu, dass der jetzt nicht mehr benötigte, fast vollbelegte Gemeinenfriedhof 1867 für Bestattungen geschlossen und 10 Jahre später zu einem Park umgestaltet wurde, während auf dem Offiziersfriedhof weiterhin Beerdigungen stattfanden. Anfang des 20. Jahrhunderts begann dann die Bebauung des ehemaligen Gemeinenfriedhofs. Zu dieser Zeit wurden alle anderen Friedhöfe in der Berliner Innenstadt für Bestattungen geschlossen und teilweise in Außenbezirke verlegt, nur der kleine Offiziersfriedhof bestand fort. Noch bis 1945 wurden hier regelmäßig Bestattungen durchgeführt. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde der Offiziersfriedhof auch für die Bestattung von 350 Kriegstoten, teilweise in Massengräbern, genutzt. Erst 1951 wurde der Friedhof geschlossen, wobei in bestehenden Familiengräbern noch beerdigt werden durfte. Die endgültig letzte Beisetzung fand 1961 statt.

Der Ost-Berliner Magistrat beschloss, den Friedhof als öffentliche Parkanlage nutzen zu wollen. Daher wurden in den 70er Jahren viele Grabmäler eingeebnet, nur 180 der noch erhaltenen 489 Gräber wurden verschont. Die heute noch erhaltenen Grabstätten von Persönlichkeiten aus der preußischen Militärära stammen meist aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben ranghohen Offizieren ist hier auch einer der ersten deutschen  romantischen Dichter beerdigt: Friedrich Heinrich Karl Baron de la Motte Fouqué (1777-1843), Autor der „Undine“.

Auf dem Friedhof findet man auch „fer de Berlin“, z.B. etliche Grabkreuze, als Zeugnisse des alten Berliner Eisenkunstgusses. Manche Gräber gehen auf Entwürfe von Karl-Friedrich Schinkel zurück, der u.a. auch an der Gestaltung des Gendarmenmarkts, des Doms und des Lustgartens mitgewirkt hat.

Inzwischen ist der Friedhof denkmalgeschützt. Ein Förderverein setzt sich für die Erhaltung der Grabmäler ein und versucht, für dringend notwendige Restaurierungen Spendengelder zu beschaffen. So wurde auch ein kleines Lapidarium an der Stelle der ehemaligen Friedhofskapelle errichtet, welches zur Aufbewahrung von einigen Original-Grabmalteilen dient, die nicht mehr zu erhalten waren und inzwischen durch Kopien ersetzt wurden. Da der Verein aber inzwischen nur noch aus 4 Mitgliedern besteht, sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt.

Hier noch eine kleine Galerie mit Fotos von diesem schönen Friedhof. Zum Vergrößern einfach draufklicken 🙂

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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3 comments

  1. Hallo, auch ich liebe Berlin. Bin aber nur ein bis zweimal im Jahr dort. Über einen Wohnsitzwechsel hab ich echt schon nachgedacht. Leider stellt sich mein Lebensgefährte noch quer 😉 „noch“… Auf jeden Fall werde ich mal diesen tollen Park der Ruhe aufsuchen. Übrigens…Klasse Bilder…
    Viele Grüße Marie

  2. Hallo Marie,
    vielen Dank für das Kompliment! Da freu ich mich wirklich drüber! 🙂
    Ich würd sagen, da musst du deinen Lebensgefährten wohl noch etwas „bearbeiten“ 😉

  3. Grabmale für den Friedhof möchte ich gern umgestalten. Die Gräber meiner Urgroßeltern möchte ich nicht behalten, habe ich kaum gekannt. Allerdings will ich die Steine nicht einfach wegwerfen.

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