Die Volksbühne in Mitte

Die Volksbühne Berlin in Mitte steht seit jeher für politisches Denken, Kontroversen und polarisierende Inszenierungen. Zu ihr gehören das Große Haus, sowie der Rote und Grüne Salon. 1890 wurde der Verein „Freie Volksbühne“ als erste kulturpolitische Massenorganisation der deutschen Arbeiterbewegung mit dem Ziel gegründet, gesellschaftlich und sozial schwächer gestellten Bevölkerungsgruppen einen Zugang zu Bildung und zum kulturellen Leben zu ermöglichen. Das Motto war daher „Die Kunst dem Volke!“ Heutzutage befindet es sich auch wieder mittendrin und zusätzlich umgeben von zahlreichen Apartments und Hotels in Berlin-Mitte.

1914 wurde die Volksbühne am Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz), dem Zentrum des ehemaligen Scheunenviertels, fertig gestellt. Gebaut wurde sie nach einem Entwurf des Architekten Oscar Kaufmann, finanziert vom Volk durch die „Arbeitergroschen“ des Volksbühnenvereins, freiwillige Spenden und dem Erwerb von so genannten „Baumarken“. Als erstes Theater Berlins präsentierte sich die Volksbühne im Stil der Moderne und war für etwa 2.000 Personen ausgelegt. „Dem Volk“ sollten bezahlbare Theaterbesuche ermöglicht und zeitgemäße und politische Stücke gezeigt werden, die Ausgrenzung des Proletariats sollte aufgehoben werden. Die Volksbühne ermöglichte ihren Mitgliedern den Theaterbesuch zu ermäßigtem Preis, indem sie einen einheitlichen Mindest-Betrag von damals 50 Pfennig festlegte und die Sitzplätze jeweils verloste.

Die Volksbühne nahm auch Stücke in ihren Spielplan auf, die von der Zensur verboten worden waren und daher an den öffentlichen Bühnen nicht gespielt werden durften. In den geschlossenen Aufführungen für die Mitglieder konnten daher neben beliebten Klassikern von Goethe und Schiller auch aktuelle kritische Bühnenstücke gezeigt werden.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Volksbühne fast vollständig zerstört, als sie von einer Fliegerbombe getroffen wurde und ausbrannte. Sie wurde 1952-54 mit stark vereinfachtem Äußeren wieder aufgebaut und fasst heute noch 800 Plätze. 2009 erfolgte die Renovierung des „Innenlebens“. Seit 1992 ist Frank Castorf der Intendant der Volksbühne, auch Christoph Schlingensief hat hier schon Inszenierungen aufgeführt.

Das Logo der Volksbühne steht groß vor ihrem Eingang: das laufende Rad. Es wurde früher in Bäume geritzt, um anzuzeigen, dass ein Wald von Räubern bevölkert ist. Und da die erste und einzige Inszenierung, die Frank Castorf zu Beginn seiner Intendanz 1992 an der Volksbühne gezeigt hatte, „Die Räuber“ von Schiller war, schlug Bert Neumann, seitdem Ausstattungsleiter der Volksbühne, das „Räuber-Rad“ als Volksbühnen-Logo vor.

Die Volksbühne

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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3 comments

  1. Mal wieder etwas, was mir als Ruhrpottler bei 5 Berlin-Touren nicht aufgefallen ist 😉
    Bei Euch gibt es einfach zu viel zu sehen, aber ich werd mir die Volksbühne beim nächsten Trip mit der Harley nach Berlin mal genauer anschauen.

  2. Die Inszenierung war 1990…das Laufrad gabs dann 1992

  3. Richtig Clara, die Premiere der Räuber war 1990, Castorf führte Regie. Intendant wurde er aber erst 1992.

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