Das Parlament der Bäume

Ich fahre öfter mit der S-Bahn aus Richtung Zoo kommend am Hauptbahnhof vorbei. Noch vor dem S-Bahnhof Friedrichstr. sieht man rechter Hand eine angemalte Mauer in der Nähe der Regierungsgebäude. Ich hab mich immer gefragt, was es damit auf sich hat. Letztens war ich zu Fuß in der Gegend unterwegs und hab mir die Ecke mal genauer angesehen.

Es handelt sich hierbei um das „Parlament der Bäume“, eine Gedenkstätte für die Toten an der Berliner Mauer. Man findet dort 58 originale Mauerteile mit Bildern und Texten, die einen schmalen Gang bilden, gedacht als Mahnmal an Krieg und Gewalt. Auf einem der Mauerfragmente steht z.B. der legendäre Ausspruch Michail Gorbatschows „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Gorbatschow hat viel dazu beigetragen, dass der eiserne Vorhang in Europa überwunden wurde und in der Folge die Mauer fiel. Zudem ist er auch Präsident der Organisation „Green Cross“, die sich weltweit für die Bewältigung der Folgeschäden aus Industrie-und Militärkatastophen sowie den Altlasten des Kalten Krieges einsetzt.

Neben den Mauerstücken und anderen Kunstinstallationen ist auch ein verwildertes Stück Rasen mit Blumen und Bäumen Bestandteil des Parlaments der Bäume. Die dort aufgestellten Gedenksteine und Granitplatten erinnern namentlich an Mauertote und auch an die vielen unbekannten Opfer.

Angelegt wurde der Gedenkort 1990 vom Künstler Ben Wagin auf einem 400 qm großen Areal auf dem Gelände des ehemaligen Grenzstreifens am Ufer der Spree. An der Gestaltung waren viele Künstler beteiligt. Über die Jahre wuchsen hier die verschiedensten Bäume, wie Kiefern, Kirschbäume und Kastanien, Platanen, Eichen und Linden, die zum Frieden mahnen sollten.

Für den Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, das die Bibliothek des Deutschen Bundestages beherbergt, musste das Parlament der Bäume verkleinert und Bäume umgesetzt werden. Auch heute ist dieser Gedenkort noch nicht dauerhaft gesichert. Die einzigen verbliebenen Mauerreste im Regierungsviertel sind die einzigen überhaupt in Berlin, die noch nicht unter Denkmalschutz stehen. Nur weil seinerzeit dem Bund für dieses Grundstück ein Baurecht eingeräumt wurde, weigern sich CDU/CSU und FDP noch immer, sich mit dem von Senat und Abgeordnetenhaus von Berlin geforderten Denkmalschutz einverstanden zu erklären. Gebaggert und gebaut wird dort schon fleißig. Es wäre schade, wenn dieser Ort dem allgemeinen Bauwahn zum Opfer fallen würde…

Hier eine kleine Galerie dieser schönen Stätte, zum Vergößern einfach auf das jeweilige Bild klicken.

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

Check Also

Berlin, die Stadt an der Spree

Berlin on a Budget: Berlin erleben ohne viel Geld auszugeben

Ein Ausflug in eine Stadt voller Geschichte, Kultur und Leben kann ganz schön ins Geld …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.