Das Frankfurter Tor

Jeder, der schon einmal auf der Frankfurter / Karl-Marx Allee in Friedrichshain unterwegs war, kennt sie – die zwei weithin sichtbaren Türme am Frankfurter Tor. Doch woher kommt der Name und warum stehen die Türme dort? Früher befand sich etwa 800 Meter weiter westlich die Berliner Zollmauer. Der Zugang zu Berlin führte an dieser Stelle ab 1716 durch ein hölzernes Tor, ab 1802 bestand das Tor aus massivem Stein. Hier begann die Heerstraße nach Frankfurt (Oder), daher wurde das Tor  Frankfurter Tor genannt. Es befand sich bis 1867 annähernd auf der Höhe des heutigen U-Bahnhofes Weberwiese (U5), dann wurde die Zollmauer abgerissen und mit ihr das Tor.

Das heutige Frankfurter Tor bezeichnet den Platz an der Kreuzung Frankfurter Allee, Karl-Marx-Allee, Petersburger Straße und Warschauer Straße. Er bekam seinen Namen im Jahr 1957 in Anlehnung an das alte Frankfurter Tor.  Aufgrund der Schäden des 2. Weltkriegs fand hier eine komplette Neubebauung der damaligen Stalinallee  (heute Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee) statt. Bei den Kampfhandlungen beim Einzug der Roten Armee im Frühjahr 1945 über diese Straße und den vorhergehenden Bombardements wurden sehr viele Häuser der Allee zerstört. Die Ruinen wurden durch die Arbeit vieler Trümmerfrauen sowie dem Einsatz einer Trümmerbahn beseitigt.

Zwischen 1950 – 1956 entstanden dann große, meist 7- bis 9-geschossige Wohnblöcke. Im Wettstreit der politischen Systeme von Ost- und Westdeutschland und der dahinter stehenden Ideologie setzte die DDR den Fokus auf das historische Erbe. Die Architektur der Wohnhäuser lehnte sich stark an den 120 Jahre zurück liegenden Klassizismus an, hier und da sind zudem einzelne antike Elemente, wie Säulen, Querbalken, Ornamente und Ziergiebel zu sehen. Dieser 1,8 km lange Straßenabschnitt gehört zu den wichtigsten städtebaulichen Leistungen Ost-Deutschlands in der Nachkriegszeit und ist das längste Baudenkmal Deutschlands.

Der ursprüngliche Plan, die Architektur dieses Prachtboulevards bis zum Alexanderplatz fortzuführen, wurde aufgrund der hohen Baukosten nicht durchgeführt. Ab dem Strausberger Platz wurden daher nur noch schlichte Plattenbauten  hochgezogen.

Sicht auf die Türme am Frankfurter Tor

Die zwei Turmhochhäuser mit den Kuppeln wurden nach Entwürfen des Architekten Hermann Henselmann erbaut. Diese Art der Architektur wurde damals „Zuckerbäckerstil“ genannt. Die Türme sollten wie ein Stadttor wirken und den Eintritt in das Zentrum Berlins symbolisieren. Im nördlichen Turm hat heute die Stiftung Denkmalschutz Berlin ihren Sitz, ebenfalls gibt es dort die „Galerie im Turm“, die vor allem in Berlin lebenden Künstlern einen Raum für Ausstellungen bietet. Im südlichen Turm befindet sich hoch oben eine Lounge, die für Konferenzen, Empfänge oder andere Feierlichkeiten angemietet werden kann.

Turm am Frankfurter Tor
Kuppel des Turms am Frankfurter Tor

 

 

 

 

 

 

 

 

Jährlich im August findet am Frankfurter Tor und in der Karl-Marx-Allee das Internationale Berliner Bierfestival (Biermeile) statt. Sowie im Januar, startet hier die traditionelle Liebknecht-Luxemburg-Demonstration.

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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6 comments

  1. Andrea Scheuring

    Ich habe 2001 eine Arbeit über die städtebauliche Differenzierung in Ost- und West-Berlin zwischen 1945-1961 im politischen Kontext geschrieben, in der es auch um die Bebauung der früheren Stalinallee geht. Sehr interessantes Thema. Denn das architektonische Bild einer Gesellschaft ist auch immer Ausdruck für deren soziale, kulturelle und politische Verfaßtheit. Politik schafft den Rahmen, in welchem Städteplaner und Architekten agieren können bzw. sollen. Der Wettbewerb zwischen entgegengesetzten politischen Systemen schließt den Bereich des Städtebaus und der Architektur ein. Anhand der geteilten Stadt Berlin lässt sich beispielhaft belegen, daß sich unter unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine nicht nur dem Inhalt, sondern auch der Form nach differenzierte Architektur entwickelt hat. In keiner anderen Stadt ist der Ost-West-Gegensatz auf so plakative Weise Stein geworden. Der Wiederaufbau Berlins war stets mit der ideologischen Auseinandersetzung um die bauliche Ausgestaltung der Stadt verbunden.

  2. Karlheinz Theobald

    Meine Tochter wird im April 2014 im Frakfurter Tor heiraten. Ich hätte gerne mal die
    Höhe des Frankfurter Tores gewusst.

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