Keystone Editions – die Lithografen von Berlin

In Berlin-Kreuzberg gibt es viele kleine Schätze zu entdecken: Am Paul-Lincke-Ufer finden sich hinter den gemütlichen Cafés noch viele urige, alte Gewerbehöfe. In einem von diesen sind auch die Macher von „Keystone Editions“ zu Haus. Und was machen sie? Sie sind Lithografen und betreiben die Kunst der Lithografie (siehe auch Bildergalerie am Ende des Artikels). Dies ist ein spezielles und zugleich das älteste Flachdruckverfahren, welches im 19. Jahrhundert sehr verbreitet war.

Vor Ort konnte ich einiges in Erfahrung bringen! Sarah Dudley und Ulrich Kühle sind die Inhaber von Keystone Editions, welches sich seit Mitte 2009 vor Ort befindet. Kennengelernt haben sie sich an der Universität in Albuquerque, einer Halb-Millionenstadt im Bundesstaat New Mexico in den USA. Die dortige Universität beherbergt als einige der wenigen Universitäten in der Welt, den Studiengang der Lithografie. Nach Abschluss des Studiums gab es etliche Stationen wie Irland, Südafrika und Australien bevor sie in Berlin sesshaft wurden. Zuvor hatte Ulrich Kühle noch eine Drucker-Ausbildung und Sarah Dudley ein Kunststudium durchlaufen.

Berlin sollten nach dem Studium der Ort für eine gemeinsame Unternehmung in Richtung Lithografie sein. Die ersten Hürden neben dem lieben Geld war die Suche nach einer passenden Örtlichkeit und die Namensfindung. Fundhaft wurden die beiden beim Ort per Zufall in einem Altbau im Kreuzberger Gewerbehof am Paul-Linke-Ufer. Die Namensfindung erwies sich fast schwieriger, nach Monaten kreativer Schöpfungsarbeit wurde der Name „Keystone Editions“ aus der Taufe gehoben. Wobei „Keystone“ für den ersten Stein bzw. Schlüsselstein steht, welcher eine relevante Bedeutung in der Lithografie hat. „Editions“ ist im englischsprachigen Raum eher mit Verlag gleichzusetzen.

Aller Anfang ist schwer, Aufträge gab es daher erstmal nur über befreundete Künstler und Kontakte. Heute sind die beiden schon am Markt bekannt und so gibt es Anfragen aus aller Welt. Die eigentliche Arbeit sieht wie folgt aus: Die Künstler kommen vor Ort in die Druckwerkstatt und malen das Bild spiegelverkehrt auf einen Stein, welche bis zu 200kg! schwer sind. Dieser Abschnitt kann sich bis zu mehrerenTagen hinziehen. Dann findet der eigentliche Druck statt, bei jedem Druck kann auch nur eine Farbe verwendet werden. Daher ist es schon als hohe Kunst anzusehen, mehrere Farben in einem Bild unterzubringen. Und dann kann es schon vorkommen, dass ein bisschen rumexperimentiert wird, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Das kann auch so aussehen, wie im Fall eines neuseeländischen Künstlers, welcher vor dem Druck noch Parfüm auf den Stein aufgetragen hat. Das führte dann zu besonderen Formen und Mustern im Ergebnis.

Die Steine sind das Heiligtum des Lithografen, welche auch in einem Steinbuch festgehalten werden und oftmals von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es existieren verschiedene Steine und es wird jeweils ein passender Stein für den Druck ausgewählt. Nicht zu vergessen ist auch die Walze. Jeder Lithograf hat eine eigene Walze, vergleichbar mit einem eigenen Füllhalter in der Schulzeit. Die unmittelbaren Nachbarschaft der Keystonemacher ist geprägt durch weitere kreative Arbeitsschaffende wie ein Kontrabassbauer, Tischler, Fotografen und natürlich wie es sich für Berlin gehört Künstler. Zum Abschluss noch ein Verweis auf die anhängige umfangreiche Bildergalerie und die Keystone Facebook-Seite;o)

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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3 comments

  1. Paul Lincke mit ck, bitte.

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